Hedwig

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Dieses Bild stammt aus dem Karpatenjahrbuch 1960, Seite 15

Der Text ist aus dem Karpatenjahrbuch 1978 aus dem Artikel „Streifzüge durch die Geschichte der ehemals deutsche Orte im Turztal des Karpatenlandes von Georg Groß-Schmied Teil II“.

Obwohl Hedwig wie Bries auf Windisch-Probner Gebiet im gleichen Jahre (1392-00-00) gegründet wurde und zur Windisch-Probner Herrschaft gehörte, wurde der Ort erst gegen Ende des 15. Jh. in den Urkunden Windisch-Probens erwähnt, u. zw. als „coloni de Hadvige“, und 1602-00-00 hießen die Bewohner - in ähnlicher Weise wie die Brieser - „Germani Hadvigenses“. Der Name der Gemeinde Hedwig ist umstritten. Die Ansicht, Stefan Zápolyas Gemahlin hätte den Ort gründen lassen und ihm ihren Namen verliehen, ist allein schon aus zeitlichen Gründen falsch, weil die Zápolya-Familie erst im 16. Jh. in diesem Gebiet eine Rolle spielte. Außerdem hieß der Ort in der deutschen Mundart „Hääwig“, nicht „Hedwig“. Wohl gebrauchte man vor dem Namen den weiblichen Artikel „die“, demnach d´Hääwig, aber dieser wurde auch vor den Ortsnamen Münnichwies (d‘Maniwais), Gaidel (d‘ Gaaró), Bries (d‘Préés), Zeche (d‘Zech) gebraucht, während vor anderen Ortsnamen des Hauerlandes das Neutrum „das“ angewendet wurde: ‘s Próóm (Proben), ‘s Schmiedshaa (Schmiedshau), ‘s Klooster (Kloster), ‘s Krickrhaa (Krickerhau) u. a. Möglich wäre auch, daß der Lokator Herwig oder seine Frau Hedwig geheißen hätten. Der Ortsname „Hedwigshau“ ist jedenfalls eine unberechtigte Neubildung. Die Windisch-Probner Herrschaft hatte in Hedwig verschiedene Anteile. 1720-00-00 besaß der Ort 10 Untertanen- und 2 Kleinhäuslerfamilien. Diesen standen 47 Joch Felder zur Verfügung. - Hedwig hatte ein freies Richtertum, d. h. es konnte seinen Richter (Bürgermeister) selbst wählen und mußte der Windisch-Probner Herrschaft darüber keine Rechenschaft geben. Doch vor der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit mußten sich die Bewohner wie die Brieser und Münnichwieser ausschließlich der slowakischen Sprache bedienen, vor allem seit dem 17. Jh., als im Zuge der Gegenreformation die „Deutsche evangelische Pfarrgemeinde Windisch-Proben“ zu bestehen aufgehört hatte. Hedwig litt unter Wassermangel. Während Bries wenigstens ein Bächlein nutzen konnte, mußten in Hedwig die Quelle (Rinne) beim "Kaltwasser“ und einige kleine Quellen Menschen und Tiere mit Wasser versorgen. Infolge der Flüchtlinge aus Gaidel und Umgebung während und nach der Reformation gab es in Hedwig viele Mischehen. Entweder war der Mann evangelisch und die Frau katholisch oder umgekehrt, weshalb man die Söhne nach der Konfession des Vaters, die Töchter nach dem Glauben der Mutter erzog. Dieses Prinzip führte zu keinen Streitigkeiten; es erschien selbstverständlich, und niemand stieß sich daran. Da Hedwig und Bries kirchlich zu Windisch-Proben gehörten, mußten dort sowohl das slowakisch-evangelische Pfarramt als auch das slowakisch-katholische Pfarramt einen Kaplan haben, der in der Lage war, den Religionsunterricht in Hedwig und in Bries in deutscher Sprache zu erteilen. Beide Gemeinden bestanden darauf, daß die Schulkinder deutsch unterrichtet würden. (Als einmal ein slowakischer Lehrer in Bries die Lehrerstelle innehatte, ließen die Eltern ihre Kinder zwei Jahre lang nicht zur Schule gehen. Nachdem der slowakische Lehrer den Ort verlassen hatte, wurde vom Deutschen Kultur-verband ein deutscher Lehrer angestellt.) Die Hedwiger hatten immer deutsche Lehrer, u. zw. entweder aus der Zips oder aus der Preßburger Sprachinsel; doch auch Lehrer aus dem Hauerlande und aus den sudetendeutschen Gebieten wirkten hier segensreich. Hedwigs Ackerboden war äußerst karg; er bestand nur aus rotem Mergel, der sehr geringe Erträge brachte. Da die Hedwiger das Korn meist in der Gaid1er Mühle mahlen ließen, trugen sie dann das Mehl gewöhnlich auf dem Rücken nach Hedwig, ohne den mühsamen Weg zu scheuen, obwohl dieser solange hinaufführte, bis der Hohe Berg erreicht und überschritten war. Trotz dieses schweren Daseins hingen die Hedwiger mit Leib und Seele an ihrem Fleckchen Erde und bewahrten ihr Deutschtum. Aber 1945 verloren auch sie für immer ihre über alles geliebte Heimat. Hedwig hatte in seiner Geschichte vom 17. bis 24. Februar 1933 die erste katholische Mission erlebt. Das war geschehen, als der Tiroler Pater Baudenbacher im Hauerland Mission hielt. Zum ersten Male zogen die Hedwiger in einer Prozession nach Gaidel, um die große Lichterprozession zu erleben, an der alle Pfarrgemeinden der Probner Sprachinsel teilnahmen und die zum Abschluß der Mission Pater Baudenbachers als überwältigendes „Te Deum laudamus“ stattfand. Und schon im nächsten Jahr erhielt Hedwig aus den Spenden der Mission ein Kirchlein, das durch den Gaidler Dechanten, Dr. Johann Zeisel, Unsrer Lieben Frauen geweiht und in dem gleichzeitig die erste hl. Eucharistiefeier mit den Hedwiger Katholiken und den vielen Gästen aus Gaidel und Bries abgehalten wurde. Heute ist Hedwig menschenleer. Die meisten Häuser existieren nicht mehr, und die noch stehen, werden von tschechischen „Werktätigen“ aus MährischOstrau - wie es heißt - im Urlaub als Weekendhäuser („Datschas“) benutzt, um sich die Gelegenheit, eine lohnende Jagd zu unternehmen, nicht entgehen zu lassen. Die einstige Feldflur ist zumeist zur Weidefläche für die Rinder der Kolchose von Windisch-Proben geworden oder ist bereits mit Dornen und Gestrüpp überwuchert, wie dies auch für Gaidel, Fundstollen, Beneschhau und Münnichwies zutrifft. Wenn kein Wandel eintritt, wird die Hedwiger Flur bald verwildert und von einem dichten Wald bedeckt sein, wie die Hedwiger Vorfahren ihn im 14. Jh. vorgefunden haben dürften, aber aus dem Gebiet durch Rodung eine Kulturlandschaft schufen.